Alles wird anders -
hybride Arbeitswelt
Die Mischung aus Home Office und Arbeiten im Büro wird die Zukunft prägen.
Viele Umfragen zeigen, dass Unternehmen wie Mitarbeiter erwarten und vielfach auch wünschen, dass ein Arbeitsmodell mit einem hohen Home Office-Anteil auch nach der Corona-Pandemie bestehen bleibt.
Wenn Sie bereits mit Retrospektiven arbeiten, wissen Sie: Teams müssen in Retrospektiven einen geschützten Raum erleben, in dem sie gerne und schnell die Themen auf den Tisch bringen, die sie bewegen. Nur so wird die Bindung und schließlich auch die Team Performance nachhaltig gestärkt.
Doch die Realität sieht oft anders aus. Scrum Master und Moderatoren nudeln häufig nur ihre Formate ab, ohne dass sich die Möglichkeiten einer Retrospektive wirklich entfalten können.
Die Vorteile liegen auf der Hand, um nur einige zu nennen:
- Höhere Flexibilität auf allen Seiten
- Mehr Freiheit für die Mitarbeiterin Mitarbeiter in der Gestaltung ihres Tages -und Wochenablaufs
- Hohe, zum Teil höhere Produktivität
- Reduzierter Aufwand für Büroräume
- Pendler im Straßenverkehr, Entlastung von Verkehrsinfrastruktur und Umwelt
Doch nicht alles, was auf den ersten Blick zu glänzen scheint, ist wirklich nur Gold. Die hybride Arbeitswelt bringt auch Herausforderungen und Nachteile mit sich und stellt damit große Anforderungen an das Führen auf Distanz und an die Zusammenarbeit in virtuellen Teams:
- Für Ausgleich sorgen – wenigstens 15% der Home Office-arbeitenden berichten von einem deutlich erhöhten Stresslevel
- Vertrauen und Bindung aufrechterhalten und für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herstellen, ein Heimatgefühl vermitteln
- Vereinsamung und Burnout-Situationen erkennen und geeignet damit umgehen
- Ergonomische und technische Voraussetzungen schaffen; die Standards für das Home Office werden sicher noch angehoben werden (und das aus gutem Grund)
- Körperliche Aktivität verbessern / gute Work-Life Balance schaffen
Führen auf Distanz – Kernherausforderung für die Führungskräfte
Die Aufgaben für Management und Führung lassen sich im Hinblick auf die digitale Zusammenarbeit in folgende Bereiche gliedern:
- Selbstmanagement bzw. -führung. Man muss als Führungskraft selbst bei sich sein und als Vorbild vorangehen können. Dies ist im Hinblick auf die deutlichen Veränderungen nicht zu unterschätzen – und auch die Voraussetzung für Führung auf Augenhöhe.
- Führung und Entwicklung der Teams (Abteilung, Projektteam, …). Dies umfasst die auch sonst übliche Spannbreite von Klärungen im Tagesgeschäft bis zur längerfristigen Entwicklung von Team und Mitarbeitern. Es ergeben sich jedoch deutliche Unterschiede zur Vergangenheit, da für viele Aufgaben bisher die persönliche Begegnung zur Verfügung stand – dieses in Zukunft zumindest weniger der Fall. Und dann sollte die wertvolle Begegnungs-Zeit richtig genutzt werden.
- Managementaufgaben im Tagesgeschäft und darüber hinaus. Das Schaffen von Transparenz oder auch die Entwicklung und Verankerung von Strategien setzen in einer Distanz- oder Hybrid-Arbeitsweise zum Teil veränderte Methodiken voraus. Zu den Managementaufgaben gehören auch alle Fragen der technischen Ausstattung und des Umgangs mit digitalen Meeting -und Kollaborationstools.
- Und auch die Meetings verändern sich, denn sie sind mit den digitalen Medien technischer und brauchen mehr Vorbereitung und mehr Moderation – und auch Raum für das Zwischenmenschliche. Hier ist für alle viel zu lernen. Bisher informelle Klärungen müssen künftig möglicherweise organisiert werden. Der Zusammenhalt im Team, die Identität des Teams werden anders geprägt als früher.
- Führung und Begleitung der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Je nach Persönlichkeit und Arbeitsstil braucht man hier differenzierte Herangehensweisen. Das umfasst Dinge wie Unterstützung in der zunehmend selbstständigen Wahrnehmung von Aufgaben bis hin zum Auffangen in persönlichen Krisen. Sensibilität für die Situation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier ebenso wichtig wie ein ausreichendes Zeitbudget bei den Führungskräften.
Natürlich hat das eine Ähnlichkeit zu allen bisherigen Management- und Führungsaufgaben. Sie sind jedoch nicht mehr in gleicher Weise wahrnehmbar und verändern sich deutlich. Und die Rolle der Führungskräfte verändert sich, weil der Wegfall von Strukturen und bisher scheinbar festen Rahmenbedingungen durch etwas Neues ersetzt werden muss. Abhängig von der Kultur und anderen Rahmenbedingungen der Organisation ergeben sich hier neue, ähnliche Muster oder es entstehen auch gänzlich neue Dinge.
Man kann hierzu auch die Perspektive wechseln und das Ganze vom Standpunkt virtueller Teams her betrachten. Hier wird auch deutlich, wie wirksam viele der agilen Praktiken in der Zusammenarbeit auf Distanz eingesetzt werden können (z.B. KANBAN für die Teamorganisation).
Daneben ergeben sich Veränderungen wie die Vermischung von Arbeits- und Privatsphäre der Mitarbeitenden. Dies bringt für viele Gestaltungsbedarf, um einer gänzlichen Entgrenzung und Dauerverfügbarkeit entgegenzuwirken. Andersherum braucht es Sichtbarkeit für die geleistete Arbeit, Wertschätzung für das Engagement und Sensibilität für die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (was über einen ordentlichen Stuhl am Küchentisch deutlich hinausgeht – und sich auch noch deutlich weiterentwickeln wird).