Psychologische Sicherheit für beste Ergebnisse in hybriden Teams

Hybride Teams müssen zunächst die Grundvoraussetzungen für effektive und vertrauensvolle Zusammenarbeit schaffen. Das ist die erste Stufe der „psychologischen Sicherheit“ – es braucht noch weitere Verhaltensweisen und Praktiken, um die besten Ergebnisse für die Zusammenarbeit an neuen Produkten, Problemlösungen und allen kreativen Tätigkeiten zu erzielen.

Psychologische Sicherheit

Das Konzept der psychologischen Sicherheit in Teams wurde in den 90er Jahren von Amy C. Edmondson entdeckt und seitdem durch zahlreiche Forschungsarbeiten und Bücher zur „angstfreien Organisation“ weiterentwickelt. Im Verlauf der Covid19-Pandemie gewann das Konzept besonders breite Beachtung, weil es Antworten auf die Herausforderungen hybrider Arbeitswelten gibt, so z.B. bei Gustavo Razzetti.

Neues Arbeitsmodell – alte Herausforderungen

Auch wenn die Grundvoraussetzungen für Teamarbeit geschaffen sind, haben “alte“ und „neue“ Teams dieselbe Herausforderung: Für kreative Arbeitsprozesse müssen sie sichergehen, dass das nötige Wissen und jeder relevante Beitrag im Team präsent sind. Da gibt es viele Fallstricke: Beispielsweise fallen manche anderen ins Wort oder sind zumindest immer diejenigen, die am schnellsten das Gespräch an sich ziehen. Und die introvertierteren Teilnehmer bringen sich dann kaum noch ein.

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In Meetingräumen gibt es noch Möglichkeiten, sich durch Blickkontakt oder Gesten mit anderen im Raum abzustimmen und zu ermutigen und die Stimmung im Raum, z.B. Unruhe, zu spüren und zu reagieren. Online ist das viel schwieriger.

Alles Wissen auf den Tisch – alle Sichtweisen wertschätzen

Die bestmöglichen Ergebnisse erzielt man, wenn Ideen und Können auch im virtuellen Raum eingebracht werden und man auch kontroverse Diskussionen nicht scheut.

Dabei geht es immer darum, dass sich jeder mit seiner eigenen Denk- und Reaktions-Geschwindigkeit einbringen kann. Hier sind einige erprobte Moderations-Ansätze dafür:

  • Lassen Sie Teilnehmer bei Bedarf reihum zu Wort kommen, damit niemand übergangen wird.
    Interpretieren Sie aufkommendes Schweigen nicht als Zustimmung, sondern als – noch unausgesprochenen – Dissens und fragen Sie nach.
  • Ermuntern Sie zur Nutzung der Emojis, die von der Meeting-Software angeboten werden: Handzeichen, ein Störungssymbol, aber auch Applaus.
  • Mit kurzen Online-Abstimmungen können Sie schnell die Meinung aller Teilnehmer einholen.
    Ebenso kann man Breakout Rooms nutzen, um breitere Diskussionen in Teilgruppen zu ermöglichen, die dann natürlich konsolidiert werden müssen.
  • Die Kollaborationswerkzeuge für Meetings, Whiteboards, Abstimmungen usw. bieten viele neue Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Aber sie können auch Hürden aufbauen und Beteiligung behindern, wenn sich nicht alle Teilnehmer sicher im Umgang fühlen. Sorgen Sie für Training und schaffen eigene Formate, in denen die Tools gelernt und ausprobiert werden können.
  • Auch wenn jeder zu Wort kommt, mag es immer noch schwerfallen eine kontroverse Sichtweise einzunehmen oder Probleme aufzuwerfen. Je nach Kultur im Team  ist es Aufgabe der Führungskraft oder des ganzen Teams, kontroverse Beiträge zu begrüßen, zu wertschätzen und in der Diskussion konstruktiv zu verwenden.

Welche Regeln gelten und was die bevorzugten Praktiken sind, sollten die Teams am besten selbst entscheiden und dokumentieren. Ein „Team-Contract“ ist hier ein probates Mittel.

Hürden ausräumen – ein Dauerthema

Gibt es trotz aller Regeln und guten Willens immer noch Dinge, die dem Team für eine offene, kreative Zusammenarbeit im Weg stehen? Diese Frage muss immer wieder bearbeitet werden. Hierzu eignen sich Retrospektiven in unterschiedlicher Ausprägung, z.B. ein gemeinsames Brainstorming mit diesen Fragen (vergl. wieder Razzetti):

  • Was sind Deine Unsicherheiten?
  • Was macht Dir Angst oder Unbehagen?
  • Was denkt jeder aber niemand sagt es?
  • Was sind Probleme der Vergangenheit, die wir nicht überwinden können?

Es verlangt etwas Übung und eine gute Moderation, um die nötige Offenheit im Team herauszukitzeln – hier liegt eine zentrale Aufgabe für Team-Coaches, Führungskräfte und auch die Teams selber.

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