Digitalen Burnout früh erkennen - was Führungskräfte wissen müssen

Stress und psychische Erkrankungen gewinnen immer mehr an Bedeutung für die Unternehmen und die Gestaltung von Arbeit. Die Veränderungen in der Arbeitswelt durch Digitalisierung und hybride Arbeitsweisen wirken sich ganz unterschiedlich aus. Für die einen ist es eine deutliche Erleichterung, für andere bedeutet es mehr Stress. Hier müssen Unternehmen und Führungskräfte gut hinschauen, denn die Auswirkungen können gravierend sein.So berichtet beispielsweise der BKK Gesundheitsatlas 2022, dass bei psychischer Erkrankung (wie Burnout) durchschnittlich 45 Krankheitstage pro Fall und Jahr zu erwarten sind. Auch Bewegungsmangel und Einseitigkeiten in der Ernährung ziehen signifikante Ausfallzeiten nach sich. All dies macht die Gestaltung einer gesunden Arbeitswelt zu einer persönlichen, unternehmerischen wie auch zu einer zentralen Führungsaufgabe. 

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Digitaler Burnout vs. Healthy Hybrid

Ständige Erreichbarkeit, Druck in der Arbeit und privater Stress - es gibt viele Ursachen, warum immer mehr Menschen an Burnout erkranken. Übermäßiger oder ungesunder Stress steht am Anfang eines Burnout-Prozesses; wir erkennen den Beginn der Krankheit an den Symptomen Erschöpfung und verminderter Leistungsfähigkeit.

Die häufigsten Ursachen dafür sind:  

  • Dauerhafte Überforderung, sei es zu Hause, im Job oder in der Kombination von beidem  
  • Zeit- und Leistungsdruck 
  • Das Gefühl, jederzeit flexibel und erreichbar sein zu müssen (inkl. der digitalen Dauerbeschallung) 
  • Perfektionismus, hohe Erwartungen an sich und andere 
  • Unbefriedigendes Arbeitsklima  
  • Konflikte mit Kollegen und Kolleginnen 

Die 12 Indikatoren für Burnout

Obwohl das Arbeiten von zu Hause aus viele Vorteile bietet, kann es auch zu einem erhöhten Risiko für Burnout führen. Dies sind die 12 Stufen des Burnouts, wie sie von dem amerikanischen Psychologen Herbert Freudenberger beschrieben wurden:

1. Überengagement: Der Zwang sich zu beweisen: Eine Person beginnt, sich vollständig in ihre Arbeit zu vertiefen und engagiert sich mit Leidenschaft und Energie für ihre Aufgaben.

2. Verleugnung von Problemen: Eine Person ignoriert mögliche Probleme, die sich aus ihrem hohen Arbeitspensum und Stress ergeben können.

3. Abnahme von Interessen: Eine Person verliert das Interesse an Aktivitäten, die sie früher genossen hat, und konzentriert sich zunehmend nur auf die Arbeit.

4. Überbewertung der Arbeit: Eine Person beginnt, ihre Selbstachtung auf ihre Arbeit zu gründen.

5. Vernachlässigung von Bedürfnissen: Eine Person beginnt, ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen, insbesondere in Bezug auf Schlaf, Ernährung und soziale Kontakte.

6. Veränderungen im Verhalten: Eine Person kann Verhaltensänderungen wie Rückzug, Isolation und Aggressivität zeigen.

7. Verlust des Humors: Eine Person kann den Sinn für Humor verlieren und beginnt, sich ernst und gestresst zu fühlen.

8. Rückzug: Eine Person beginnt, sich von Freunden und Familie zu isolieren und zieht sich möglicherweise auch von der Arbeit zurück.

9. Verhaltensänderungen zuhause: Eine Person zeigt möglicherweise auch Verhaltensänderungen zuhause, indem sie sich distanziert und desinteressiert gegenüber Familie und Freunden verhält.

10. Depression: Eine Person kann eine depressive Stimmung entwickeln und fühlt sich hoffnungslos und ausweglos.

11. Burnout-Syndrom: Eine Person erlebt das Vollbild des Burnout-Syndroms, einschließlich körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung.

12. Totalverlust des Antriebs: Eine Person kann das Gefühl haben, dass sie nichts mehr erreichen oder bewirken kann und verliert den Antrieb und die Motivation für ihre Arbeit.

Aufmerksamkeit – für sich selbst und für andere

Wenn Anzeichen dafür deutlich werden, ist es wichtig, auf sich zu achten und Maßnahmen zu ergreifen, um Burnout zu vermeiden. Hier sind einige Lösungsmuster für den einzelnen:  

  • Setzen Sie klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. 
  • Planen Sie regelmäßige Pausen ein und achten Sie auf Ihre Bedürfnisse. 
  • Machen Sie regelmäßig Sport und ernähren Sie sich gesund. 
  • Suchen Sie sich Unterstützung durch Freunde oder Familie. 
  • Vermeiden Sie Überarbeitung und versuchen Sie, Ihre Aufgaben realistisch zu planen. 
  • Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst und unternehmen Sie Dinge, die Ihnen Freude bereiten. 
  • Suchen Sie sich professionelle Hilfe, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie alleine nicht mehr weiterkommen. 

Anspruchsvoller für die Führungskräfte ist das anspruchsvoll. Denn Sie müssen Veränderungen bei Mitarbeitenden frühzeitig erkennen, um entsprechend einwirken zu können. Diese sind z.B.: 

  • Beobachtbare Verhaltensänderungen 
  • Perfektionismus, Nicht-Fertig-Werden 
  • Übermäßige Arbeit bzw. ungewöhnliche Arbeitszeiten 
  • Abwesenheiten 
  • Leistungsabfall 
  • Fehler bei der Arbeit, Qualitätsverlust 
  • Unterdrückte Kritik, resignierte Äußerungen 

Nicht immer sind das problematische Anzeichen – z.B. kann Arbeit am späteren Abend gut in die persönliche Lebensplanung oder den Biorhythmus passen. Es gilt also immer: Dran bleiben an den Mitarbeitenden, Gespräche führen, genug Zeit investieren in Kontakt zu den Mitarbeitenden und in Führungsarbeit.